Johanna Aigners Fotografien „Walden“ befassen sich mit dem gleichnamigen Architektur-projekt, das Ende der 60er Jahre vom spanischen Team Taller de Arquitectura in Barcelona umgesetzt wurde. Während der Franco-Diktatur sollte das Vorhaben eine neue Gemein-schaft ermöglichen, in der weder Hierarchien noch Strafe eine Rolle spielen und das soziale Miteinander zum wichtigsten Wert wird. Der Bau bot seinen Bewohnern erschwinglichen Wohnraum sowie Anteil am Leben einer neuen sozialen Gruppierung. Der Name „Walden“ entstammt dem Roman „Walden Two“ des amerikanischen Verhaltensforschers B.F. Skinner von 1948, in dem er eine utopische Gesellschaft beschreibt, die ohne Strafandrohung und Strafe auskommt. Der Gebäudekomplex wurde von der Banca Catalana finanziert, nachdem Madrid die Unterstützung wegen Verdacht auf katalanischen Separatismus verweigert hatte, und ist bis heute bewohnt.

Die Künstlerin Kristin Brunner präsentiert mit „we like to“ eine animierte Arbeit aus ihrer Reihe bibelots (englisch für Nippes). Der eigens entworfene Bildschirmschoner unterbricht den digitalen Workflow und beruhigt gestresste Büromenschen mit einer sich ständig wiederholenden, in freundlichen Farben gehaltenen Computeranimation. An beiläufige Bilderfluten gewöhnt, dreht sich erst auf den zweiten Blick ein anmutiges Bilderkarussell aus weiblichen und männlichen Genitalen vor dem Auge des Betrachters. Die menschliche Fortpflanzung wird als gefälliges Standardmotiv getarnt und in einen massenkompatiblen Kontext gebracht. „we like to“ zitiert dabei die eindeutige Formensprache eines mit erotischen Bildmotiven versehenen Tischgestells, das ursprünglich für Katharina die Große gefertigt wurde und in den Wirren des Zweiten Weltkrieges verloren ging.

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Kristin Brunner - we like to