29.02.2000
Peter Reill "plant" ein Hallenbad im U-Bahnhof Universität
Von Thomas Kronewiter
Ein Hallenbad im Zwischengeschoss der U-Bahn-Haltestelle Universität, anstelle der Akademiegalerie - wer stutzte da nicht zunächst einmal? Doch die Bautafel gibt genaue Auskunft, und das künftige Bad ist unter dem griffigen Namen ,,U Pool" sogar dreidimensional abgebildet. Trotzdem bleibt die Idee eines Hallenbades in der U-Bahn bloß ein Traum. Peter Reill hat diesen Traum geträumt, die Installation eines vermeintlichen Hallenbades ist seine Diplom-Arbeit an der Akademie der Bildenden Künste.
Seine Erfahrungen mit Passanten sind durchwegs positiv. "Es waren Leute dabei, die haben es bis zum Schluss geglaubt", berichtet der Absolvent, "andere hätten zunächst gezweifelt und sich dann von der Idee verzaubern lassen. Die Aufklärung hat bei manchem Reills Beobachtungen zufolge "eher eine kleine Enttäuschung ausgelöst". Nur echte Verärgerung, die gab es nicht. Zumindest nicht dem Initiator gegenüber.
"Es ist unüblich, so etwas zu machen", gibt Reill zu. Sein Diplom dürfte dem Studenten aber wohl nicht zuletzt auf Grund seiner außergewöhnlichen Idee sicher sein. Zumindest hat er die Reaktionen seiner Prüfungsjury als "sehr positiv" aufgefasst. Das auch und die Reaktionen der vielen Passanten haben ihm Mut gemacht. Er will das Projekt dokumentieren und als eine Broschüre oder gar einen kleinen Katalog herausbringen. Und unabhängig von der Hallenbad-Aktion plant Reill noch in diesem Jahr eine Ausstellung. Genaueres will er aber noch nicht verraten.
Peter Reill hat sich nach dem ersten Staatsexamen in Kunsterziehung gegen den Lehrerberuf entschieden. Er wird nicht wie viele seiner Studienkollegen ins Referendariat gehen, sondern als freischaffender Künstler arbeiten. Um sich finanziell zunächst über Wasser zu halten, wird er als Grafik-Designer arbeiten. Künstlerisch befasst sich Reill vor allem mit Rauminstallationen und mit Objekten: Schon seit Mitte der 90er Jahre stellt der 1970 in Kempten geborene Künstler immer wieder aus. Dabei seien allerdings, wie er heute einräumt, auch eine Reihe "unreifer Arbeiten" gewesen. Für das Hallenbad-Projekt hat er sich seit eineinhalb Jahren engagiert. Damals hatte er die erste Idee, die heiße Phase begann mit dem Bau von Modellen im letzten Sommer.
Eine innovative Idee für das Zwischengeschoss im U-Bahnhof Universität: Peter Reills Hallenbad "U Pool" bleibt jedoch Utopie, die Installation ist seine Diplomarbeit an der Akademie der Bildenden Künste. Grafik: Reill